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Vorhofflimmern mittels Smartwatch erkennen

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung im Alter. Durch Vorhofflimmern können sich Blutgerinnsel bilden – das Risiko für einen Schlaganfall und für eine Demenz steigen. Wenn Betroffene Blutgerinnungshemmer einnehmen, verringern sich die Komplikationen jedoch um bis zu 70 Prozent.


Leider jedoch ist, dass Vorhofflimmern häufig unentdeckt und damit unbehandelt bleibt, da es oft nur anfallartig auftritt und keine Beschwerden macht.


Im Rahmen einer Studie der Universität Greifswald bekamen 508 Personen mit und ohne Vorhofflimmern eine handelsübliche Smartwatch. Diese zeichnete in festgelegten Abständen den Herzrhythmus auf. Ein Algorithmus analysierte, ob der Rhythmus auf Vorhofflimmern hindeutete. Als Vergleich dienten Messungen mit einem mobilen EKG-Gerät. Diese EKGs wurden anschließend von Ärzten ausgewertet, denen keine weiteren Informationen über die Teilnehmer vorlagen. Dabei zeigte sich, dass eine Smartwatch Vorhofflimmern mindestens genauso gut und genau feststellen kann wie das mobile EKG. Besonders wichtig war, dass durch die App nicht zu viele falsch positive Befunde erhoben wurden, also Vorhofflimmern angezeigt wurde, wenn tatsächlich keines vorlag. Denn dies würde sonst unnötige Untersuchungen und Kosten nach sich ziehen. Allerdings gab es noch Probleme mit der Qualität des Signals. Meistens traten diese Störungen auf, wenn die Träger sich bewegten. Dann konnte die Smartwatch den Herzrhythmus nicht immer korrekt erfassen. In der Studie konnten die Wissenschaftler aufgrund schlechter Signalqualität 20 Prozent der Daten nicht auswerten. Eine mögliche Lösung könnte sein, neben der Verbesserung des Algorithmus den Herzrhythmus nachts mehrfach automatisiert aufzuzeichnen, wenn man sich weniger bewegt. Die Studie zeigte außerdem, dass eine wiederholte einminütige Aufzeichnung ausreicht, um Herzrhythmusstörungen zuverlässig zu entdecken. Durch ein verlängertes Aufzeichnungsintervall von drei oder fünf Minuten konnten keine besseren Ergebnisse erzielt werden.


Eine Smartwatch könnte diagnostische Lücke füllen.

Bevor die Smartwatch jedoch tatsächlich für ein Screening bei Risikopatienten eingesetzt werden kann, sind noch klinische Studien mit größeren Patientengruppen nötig.

Momentan bekommen Patienten mit einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern ein Langzeit-EKG, das den Herzrhythmus für bis zu 72 Stunden aufzeichnet. Wird in dieser Zeitspanne nichts entdeckt, kann man nach den medizinischen Leitlinien theoretisch damit aufhören, den Herzrhythmus zu überwachen. Ist das Risiko sehr hoch, können in ausgewählten Fällen kleine implantierbare Ereignisrekorder operativ hinter das Brustbein eingesetzt werden.

Das ist eine teure und invasive Methode. Auch andere, externe Geräte zur Rhythmusüberwachung sind kostspielig und werden von den Krankenkassen nicht bezahlt. Eine Smartwatch ist im Vergleich günstig und kann theoretisch von jedem erworben werden. Sie könnte daher zukünftig möglicherweise die Lücke zwischen dem Langzeit-EKG und einem implantierten Gerät schließen.

Dr. Wolfgang Hasselkus


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